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Weltneuheit im Recycling

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Swico

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In Moudon hat Thévenaz-Leduc, eine Tochter der Barec-Gruppe, die erste Anlage für integriertes Recycling von quecksilberhaltigen Leuchtmitteln und Flachbildschirmen in Betrieb genommen – mit sehr guten Werten, welche selbst die EMPA überrascht haben.

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Seit 2015 sind die quecksilberhaltigen Leuchtstoffröhrchen (CCFL) im Fachbericht von Swico/Sens/SLRS immer wieder thematisiert worden: Brechen diese, wird gesundheitsschädigendes Quecksilber frei. Entsprechend sorgfältig muss beim Recycling gearbeitet werden. Und dies wird immer wichtiger, weil gemäss aktuellen Erhebungen etwa 80 Prozent der Flachbildschirme, die ­aktuell entsorgt werden, zwischen acht und 16 Jahre alt sind – und damit eine unterschiedliche Anzahl dünner und bruchanfälliger, quecksilberhaltiger Leuchtstoffröhren enthalten. 2018 wurden in diversen Betrieben Entfrachtungstests durchgeführt, welche zeigten, dass im Durchschnitt 3 bis 15 Prozent der quecksilberhaltigen Hintergrundbeleuchtungen, trotz dem Transport in Paletten und Rahmen, bei der Demontage ­bereits zerbrochen ankamen. Bei der manuellen Zerlegung im Rahmen des Versuches zerbrachen dann selbst mit gut geschulten Mitarbeitenden bis zu fünf weitere der noch intakten Hintergrund­beleuchtungen. Da Quecksilber bereits bei ­Zimmertemperatur verdampft, stellt dies ein ­Gesundheitsrisiko für die Mitarbeitenden der ­Zerlegebetriebe dar.

Das müsste doch heutzutage besser zu lösen sein, sagte sich Roger Blesi, Geschäftsführer bei Thévenaz-Leduc. In einer Maschine, die in Australien und Kanada bereits im Einsatz ist, sah er grosses Potenzial – im Wissen, dass diese, um den Schweizer Anforderungen gerecht zu werden, in wesentlichen Bereichen optimiert werden müsste. Und er bestellte die Maschine 2019. Die Anlage wurde inzwischen aufgebaut, modifiziert und weiterentwickelt, ausführlich getestet, von der EMPA und vom Kanton Waadt abgenommen und deren Betrieb ISO-zertifiziert.

Das Prinzip des integrierten Recyclings

David Wampfler, E-Waste Manager bei Thévenaz-­Leduc, erklärt das Prinzip wie folgt: «Grob vereinfacht besteht der erste Teil der Anlage aus einem Shredder in einer Unterdruckkammer. Das Material wird zerkleinert und gesiebt, danach die statische Ladung neutralisiert, so dass das Quecksilber abgesaugt und unter anderem durch einen Aktivkohlefilter und einen Hepafilter geführt und gesammelt werden kann.»

Das Resultat: etwa 37 Prozent ­Eisen-Fraktion und gemischte Kunststoff-/Metallfrak­tionen, 6 Prozent bis 8 Millimeter, fast 51 Prozent grösser als 15 Millimeter. 97,7 Prozent des enthaltenen Quecksilbers werden mit dem Staub abgetrennt, in Fässer abgefüllt und in unterirdische ­Lager gebracht – gefordert wären ­gemäss CENELEC-­Norm 85 Prozent. Sind die Schadstoffe eliminiert, werden in einem zweiten Schritt Stör- und Wertstoffe aussortiert. Dazu werden die Fraktio­n­en in einer weiteren, modernen Anlage via Farberkennung, Nahinfrarot und Metalldetek­toren (inkl. Klang-Identifikation) in zwei bis vier Durchgängen sortiert. Auch hier sind die Werten eindrücklich, wird doch eine stoffliche Verwertungsquote von über 90 Prozent erzielt:

  • Gut 25 % gemischter Kunststoff
  • Gut 11 % PMMA (Plexiglas)
  • Knapp 5 % Flüssigkristalle
  • Knapp 5 % Leiterplatten/Kupfer
  • Gut 8 % Graumetalle (Aluminium/Zinkguss)

Beginn einer neuen Ära

Die Anlage in Moudon läutet eine neue Ära im Recycling von quecksilberhaltigen Flach­bildschirmen und Leuchtmitteln ein. Roger Blesi, ­Geschäftsführer von Thévenaz-Leduc, fasst ­zusammen: «Manuell kann ein Mitarbeiter in ­einer Stunde circa 35 Kilo zerlegen, wobei er oder sie flüchtigem Quecksilber- und Leuchtmittelstaub ausgesetzt ist. Maschinell können pro Stunde mit zwei Mitarbeitern 1000 Kilo bearbeitet werden. Bildschirmfüsse und Kabel werden zwar nach wie vor von Hand entfernt, dies kann aber effizient und ohne Gesundheitsgefährdung im ­ersten und zweiten Arbeitsmarkt erfolgen, wo ­zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Geräte und einzelnen Bestandteile müssen ­weniger transportiert werden, was kürzere ­Transportwege und entsprechend weniger CO2-Ausstoss bedeutet. Kurzum: Die Anlage ­bietet Win-Win auf allen Seiten.»

Roger Blesi, stolzer «Vater» der Zwei-­Millionen-Anlage, und das Team freuen sich: «Einige der Branche und der Behörden haben uns zu ­Beginn belächelt. Jetzt anerkennen sie, dass wir hier einen grossen Fortschritt erzielt haben. ­Mitarbeiter und Umwelt werden besser geschützt; wir liefern aufbereitetes Material auf qualitativ sehr hohem Level zur Wiederverwertung – und geben die Luft sauberer an die Umgebung ab, als wir sie reinholen.» Nun liegt es an den Recyclern in der Schweiz, das neue, effizientere Recycling-Angebot zu nutzen. David Wampfler und sein Team sind jedenfalls bereit für einen ­Ansturm.

Glasfraktion Bluebox © Barec
Leiterplatten-Output Bluebox © Barec

Quelle:
Artikel ist eine leicht verkürzte Ausgabe des Beitrags im IT-Reseller 12-2021

 

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