Organisationen aus Bildung und Wirtschaft richten Appell an Erziehungsdirektion
Lehrplan 21 – Rasche Umsetzung gefordert. Organisationen aus Bildung, Unternehmenswelt und ICT-Wirtschaft fordern von den Erziehungsdirektoren eine zügige und vorbehaltlose Umsetzung des Lehrplans 21 in allen Deutschschweizer Kantonen.
Die Informatik ist heute fixer Bestandteil aller Lebensbereiche, sie prägt den Alltag der heutigen und noch viel mehr der zukünftigen Generationen. In kaum einem Beruf wird man ohne Informatik-Kenntnisse weiter kommen. Ihre umfassende Verankerung auf allen Stufen der schulischen Ausbildung ist daher von zentraler Bedeutung. Der Lehrplan 21, der das Fach „Medien und Informatik“ auf Primar- und Sekundarschulstufe etabliert, ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung.
- Der Lehrplan 21 ermöglicht mit der Schaffung des Fachs “Medien und Informatik” einen notwendigen Schritt ins 21. Jahrhundert. Seine Einführung bis spätestens 2020 ist in allen Kantonen voranzutreiben.
- Ab der 5. Klasse der Primarschule ist ein eigenständiges Fach „Medien und Informatik“ zu führen. In der 5. bis 9. Klasse ist mindestens je eine Jahreslektion vorzusehen.
- Angehende Lehrpersonen erhalten eine fundierte Ausbildung für das Fach „Medien und Informatik“: Auf Primarschulstufe im Umfang von mindestens 300 Arbeitsstunden (10 ECTS Punkte), auf Sekundarstufe I im Umfang von mindestens 900 Arbeitsstunden (30 ECTS Punkte).
- Amtierende Lehrpersonen sind durch entsprechende obligatorische Weiterbildung für den Unterricht im Fach „Medien und Informatik“ befähigt. Der minimale Umfang auf der Primarschulstufe beträgt 90 Stunden (3 ECTS Punkte), auf der Sekundarstufe I 150 Stunden (5 ECTS Punkte).
- Die Kantone und die pädagogischen Hochschulen tauschen sich aus und stimmen sich ab, um qualitativ hochstehende Unterrichtsmaterialien bereitzustellen. Diese müssen in einer Form zur Verfügung stehen, welche die Möglichkeiten der digitalen Welt ausnutzen.
- Alle Bildungsangebote auf der Sekundarstufe II bieten in der Informatik eine kohärente Anschlusslösung an.
Dieser Aufruf zum Handeln wird getragen von: Akademien der Wissenschaften Schweiz (a+), Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT), electrosuisse, Engineers Shape our Future IngCH, Hasler Stiftung, ICT Berufsbildung, ICT Switzerland, Kaufmännischer Verband Schweiz, Schweizer Informatik Gesellschaft SI, Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften SATW, Schweizerischer Verband der Telekommunikation asut, Schweizerischer Verein für Informatik in der Ausbildung SVIA, ScienceIndustries, Simsa – Swiss Internet Industry Association, ICT-Anbieterverband Swico, SwissICT, Travail.Suisse.
Hintergrund: Weshalb dieser Aufruf notwendig ist
In der Öffentlichkeit scheint die Sache klar: Informatik ist Teil des Lehrplans 21 und die Wirtschaft kann bald auf einen Pool von Schulabgängerinnen und -abgänger mit Basiswissen in Informatik und ICT-Anwendung zählen. So eindeutig ist es allerdings nicht: Einerseits ist die Einführung des Lehrplans 21 noch nicht überall beschlossen, andererseits bleiben die Kantone autonom und können selbst definieren, wie umfangreich das Fach Medien und Informatik unterrichtet wird. Vor allem ist nicht sichergestellt, dass neu ausgebildete und vor allem auch bisherige Lehrpersonen wirklich in der Lage sind, das Fach kompetent zu unterrichten.
Zwei weitere Gefahren: Es gibt Kantone, die Medien und Informatik nicht als eigenes Fach führen wollen. Andere glauben ernsthaft, dass Lehrpersonen nach einer Schnellbleiche von einem halben Tag Informatik-Weiterbildung das Fach unterrichten können.
Aus diesem Grund braucht es von Seiten Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft klare Signale, was unter einer adäquaten Informatik-Ausbildung in der Volksschule zu verstehen ist: Sie muss unsere Kinder befähigen, sich im digitalisierten Berufsleben und Alltag als mündige Arbeitnehmende, Bürgerinnen und Bürger sowie Konsumentinnen und Konsumenten zu bewegen.