ICT Scouts / Campus: Was Fussball mit IT verbindet
Stellen Sie sich vor, Sie sind Trainer der Schweizer Fussballmannschaft, auf der Suche nach Nachwuchs. Wie finden Sie den wohl am ehesten: Indem Sie sich durch Bewerbungsmappen lesen – oder während Sie Talenten beim Spiel zusehen? Eben!
Natürlich war es ein Basler, der sich von der Fussball-Analogie als erstes inspirieren liess: Rolf Schaub aus Titterten hat mit seinem Projekt „ICT Scouts / Campus“ 2018 den Wunsch Schloss Ideen Wettbewerb gewonnen. Die Idee dahinter wird seit 2016 in Muttenz mit grossem Erfolg getestet. Und an einem Demo-Campus in Bern wurde am 24.11.2018 der Startschuss zum schweizweiten Roll-out gegeben. Swico hat über den Anlass getwittert – und sich erklären lassen, wie das Nachwuchsförderungsprogramm funktioniert.
Das Scouting:
ICT Scouts gehen an Sekundarschulen und veranstalten mit einer ganzen Klasse einen Workshop: Innerhalb von vier Stunden programmieren die Kids ein eigenes Spiel. Damit erwerben sie sich nicht nur zwei Kompetenzen gemäss Lehrplan21 – sie zeigen den Scouts auch, ob das Feuer zur Informatik im einen oder anderen von ihnen glüht. Falls ja, erhalten die so erkannten Kinder kurz nach dem Workshop eine Einladung in den ICT Campus. Im Falle von Muttenz wurden bis jetzt 80 % der Einladungen angenommen. Und fast 50 % der Talente sind Mädchen!
Der Campus:
Alle zwei Wochen, am Samstag, treffen sich die Talente auf dem Campus im ehemaligen Möbel Hubacher, und nutzen die Infrastruktur für selbstmotiviertes Lernen. Ohne Zwang, ohne Lehrplan, ohne finanzielle Beteiligung der Eltern.
Die Kinder bauen Roboter, entwickeln Spiele, löten Platinen und designen Websites, lernen so spielerlisch die Bandbreite der Möglichkeiten kennen, werden realistisch auf die verschiedenen Berufsbilder vorbereitet und erstellen schliesslich, als Projekt 99, ein Portfolio über ihre Entwicklung, mit dem sie bei möglichen Lehrbetrieben vorstellig werden.
Wie das aussehen kann, zeigt eines der Jungtalente aus Bern gleich selber: Video vom ICT Demo Campus in Bern .
Der Vorteil für Eltern und Kinder:
Die Suche nach einem Ausbildungsplatz vereinfacht sich tiefgreifend, weil Lehrbetriebe am Campus mitmachen und die Entwicklung positiv verfolgen. Zudem erhält ihr Kind Feedback betreffend seiner Eignung und in Bezug auf die optimale Vorbereitung für den angestrebten Beruf!
Der Vorteil für Lehrbetriebe
Der ICT Campus ist freiwillig – wer die drei Jahre durchzieht, beweist, dass er oder sie Spass, Interesse und Ausdauer hat. Aus diesem grösst- und bestmöglichen Talentpool können Sie auswählen – und beginnen die Ausbildung selbst auf einem höheren Niveau.
Die Finanzierung
Die Expansion nach Bern wird aktuell unterstützt vom Verein Digital Impact und der Standortförderung Bern, angestrebt wird eine Unterstützung durch die öffentliche Hand und durch Beiträge aus der ICT-Branche. Als Mitglied können Sie das Programm mittragen und sich ein Rekrutierungs-Tool von unschätzbarem Wert sichern: Mit Assessments, die Spass machen und aussagekräftige Resultate liefern. Vergessen Sie Multichecks und Schulzeugnisse: In den ICT Camps erarbeiten die angehenden ICT/MINT-Lernenden ein Portfolio an Projekten und konkreten Erfahrungen.
Noch besser haben es natürlich Unternehmen in der Nähe eines Campus: Sie können KandidatInnen schon zwei bis drei Jahre vor der Bewerbung beobachten. Und das zahlt sich aus: Gemäss Dominik Strobel, Projektleiter beim Förderverein ICT Scouts, kostet eine Informatiklehre einen Betrieb im Schnitt rund 30‘000 Franken, insbesondere wegen der hohen Kosten der Basiskurse. Kinder, die vom ICT Campus kommen, sind im Schnitt ein Jahr früher produktiv, was natürlich die Kosten senkt. Und: Durch das Programm wird die Pipeline von unten gefüllt, der Talentpool erweitert und der Druck auf Lehrfirmen erhöht.
Um bei der Fussball-Analogie zu bleiben:
Wer da nicht mitmacht, schiesst wahrscheinlich ein Eigengoal.
Die Eröffnung des ICT Campus Bern ist per Frühjahr 2019 geplant. Jedes Jahr sollen, wenn es nach den Initianten geht, zwei neue dazukommen. Informationen zu ICT Scouts & Campus, zu Mitgliedschaft, Gönner- oder Sponsorenbeiträgen erhalten Sie unter ict-scouts.ch